Wir laden Sie ein zu unserer neuen Ausstellung „Berlin, Berlin“, welche Arbeiten des Berliner Malers Michael Römer präsentiert.
Häuserporträts. Im Mittelpunkt meist die Haustür, jede anders, jede ein Individuum. Sie verleíht dem Haus Charakter, drückt ihm ihren Stempel auf. Die Türen sind wuchtig oder verspielt, in der Farbe auffallend oder dezent, versehen mit verschieden geformten Glasfenstern, in denen sich manchmal der Berliner Himmel spiegelt, geschmückt mit Zierleisten oder auch nicht, manche von Säulen und Stuck umfasst, einzelne mit Graffiti beschmiert.
Es sind Fassaden von Gründerzeithäusern, überwiegend aus Pankow und dem Prenzlauer Berg. Architektur, die prägend ist für Berlin, auch heute noch.
Michael Römer, Jahrgang 1957 und seit mehr als 30 Jahren als Illustrator tätig, wuchs in einem solchen Gründerzeithaus in Pankow auf. Gern erzählt er von der Kindheit. Anders als heute waren „Helikoptereltern“ selten, die Kinder oft unbeobachtet, sie spielten im Freien, auf den Höfen, der Straße, in Parks. Und wenn Michael Römer als Junge, so erinnert er sich, dann nach dem Spielen in der blauen Stunde der Dämmerung nach Hause ging, im Herbst durchs Laub stiefelnd, und dann das Licht aus den Fenstern auf die Straße fiel, dann öffnete er mit einem ungeheuer wohlig-warmen Gefühl des „Heimkommens“, des „Zuhauseseins“ die Tür zu seinem Haus.
Ein bisschen von dieser Wärme kann man vielleicht auch in den Bildern der hier ausgestellten Gemälde und Aquarellserie spüren, welche in den Jahren 2010-2022 entstanden.
Michael Römer bekennt, dass Abstraktes seine Sache nie war. Geprägt durch die Arbeit als Sachillustrator ist sein Blick auf die Welt ein gegenständlicher.
Mit Liebe und und einer geschulten Hand hält er all die architektonischen Details fest, Stuckelemente, Fensterleibungen, Fugen…. Schatten, Spiegelungen, Perspektive bereiten ihm keine Mühe. Doch geht es ihm nicht um die Architektur, um die Schönheit der Fassaden. Es geht ihm um das Leben in den Häusern, um Berlin als Wohnraum.
Und so sind seine Bilder nur selten menschenleer. Oft findet sich Raum für einen Blickkontakt, ein Gespräch, für Kommen und Gehen, für Arbeiten und Ruhen. Und wenn auf einem der Bilder eine freche Krähe dem Winterdienstmann beim Schneeschieben zusieht, dann schimmert hier fast der Humor und die Beobachtungsgabe eines Heinrich Zille durch.
Dass manchem Zeitgenossen das „Leben und Treiben“ in einem Berliner Mietshaus auch einmal zu viel werden kann, ist nichts Neues. Schon Effi Briest weiß bei Fontane zu berichten:
„Ich habe, wenn wir Freunde und Verwandte zum Besuch hatten, oft gehört, dass in Berlin Familien ausziehen wegen Klavierspiel oder wegen Schwaben oder wegen einer unfreundlichen Portiersfrau“
Hat sich Berlin in den letzten 100 Jahren wirklich so wenig verändert?
Michael Römer wird seine Stadt weiter beobachten und künstlerisch festhalten.
Karoline Voß
Ausstellungseröffnung mit Sektempfang:
Montag, 21.8.2023, 18.30 Uhr
Nachbarschaftshaus Alte Apotheke, Romain-Rolland-Straße 112, 13089 Berlin
Ausstellungszeitraum: 21.8. – 15.10.2023
Wir bitten um Verständnis, dass die Ausstellung während der Kurszeiten nicht zu besichtigen ist.