Eine Tram wird 100

Berliner Abendblatt Nr. 34, 27.08.2011

Ausstellung erinnert an die Geschichte der Straßenbahn
HEINERSDORF. Vor 100 Jahren fuhr sie zum ersten Mal: die Straßenbahn von Pankow-Heinersdorf zum Alexanderplatz (und weiter nach Schöneberg) mit der Nummer 72. Pünktlich zum 100. Geburtstag der Straßenbahnstrecke aus Heinersdorf wurde der Streckenabschnitt zwischen Steinberg und Wasserturm sowie im Dorfkern von Heinersdorf saniert.
Die Straßenbahn der Linie 100 hat eine abwechslungsvolle Geschichte: Im Jahr 1911 begann der Betrieb der Linie ab der Kronprinzenstraße (Romain-Rolland-Straße) als Linie 72 bis nach Berlin-Schöneberg. Mit der Eingemeindung von Heinersdorf in die Stadt Berlin wurde die nunmehr als Linie 73 verkehrende Linie zum Dönhoffplatz (Leipziger Straße) nach Mitte geführt. Dann endete sie schließlich als Linie 71 lange Zeit am Alexanderplatz (1949), bis dieser in der DDR im Jahr 1967 „Straßenbahnfrei“ wurde. Die Straßenbahn bog ab diesem Zeitpunkt in die Wilhelm-Pieck-Straße (heute Torstraße) ab und endete schließlich am Kupfergraben. Nach der Wende im Jahr 1993 wurde sie zur Linie 1 und endete an der Schwarzkopfstraße. Im Jahr 2004 fuhren die Bahnen als Linie M2 zum Hackeschen Markt und seit 2007 nun wieder zum Alexanderplatz.
Das Bezirksamt Pankow und die BVG haben dem Geburtstagskind eine Ausstellung gewidmet. Sie wird in der Aula des Kulturzentrums Sebastian Haffner, Prenzlauer Allee 227, gezeigt. Die kleine Wanderausstellung der Münchner Verkehrsbetriebe „Die moderne Tram in Europa“ ist bis zum 2. September montags bis freitags von 10 bis 18 Uhr geöffnet.
Dazu der Bezirksstadtrat für öffentliche Ordnung, Jens-Holger Kirchner (B90/Grüne): „Ich möchte, dass die Straßenbahn in Pankow ein noch wichtigeres Verkehrsmittel wird als bisher. Die Zukunft der Straßenbahn hängt heutzutage von dichten Netzen, perfekten Umsteigemöglichkeiten, Komfort, hoher Geschwindigkeit und hoher Taktdichte ab. Gerade die Verlängerung der Straßenbahnlinie von Heinersdorf zum Alex hat gezeigt, wie wichtig gute Verbindungen für die Fahrgastakzeptanz sind. Die Ausstellung zeigt, wohin in die Straßenbahn in der Zukunft fährt. In einem straßenbahnaffinen Bezirk wie Pankow wird die Tram immer einen hohen Stellenwert haben.“
Und auch die BVG beschenkte ihre Bahn und ihre Nutzer zum Geburtstag: mit einem dichteren Takt. Ab sofort fahren die Bahnen zwischen Am Steinberg und Alexanderplatz montags- bis freitagsmorgens schon ab 9 Uhr und abends sogar bis 20 Uhr alle fünf Minuten. Am Sonnabend wird der Fünf-Minuten-Takt jetzt auch bis 20 Uhr gefahren. Na dann: alles Gute zum 100sten. gis/rgr