Ein erster Schritt in Richtung Pankower Tor
Berliner Woche Nr. 21, 25.05.2011
Bezirksverordnete geben grünes Licht für Kurt Kriegers Pläne auf dem früheren Rangier- und Güterbahnhof
PANKOW. Für die geplante Neugestaltung des früheren Rangier- und Güterbahnhofs hat die Bezirksverordnetenversammlung (BVV) auf ihrer jüngsten Sitzung grünes Licht gegeben.
Damit kann die Krieger Grundstücksgesellschaft GmbH (KGG) ihre Planungen für dieses riesige Areal weiter fortschreiben. Vor gut einem Jahr stellte Investor Kurt Krieger seine ersten Ideen vor. Seitdem gab es viele Gespräche zwischen Bezirksamt, Verordneten und Investor. 19-mal wurden die Grobplanungen verändert. Nun liegt ein Entwurf vor, für den es eine Mehrheit in der BVV gibt. Einzig die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen steht ihm skeptisch gegenüber.
Der Rangier- und Güterbahnhof an der Granitzstraße ist vor 15 Jahren stillgelegt worden. Nach der Beräumung liegen die 250 000 Quadratmeter brach. Ende 2009 kaufte Kurt Kriegers Unternehmensgruppe das Areal. Der Unternehmer machte sich mit Möbel-Höffner bundesweit einen Namen. Seit einigen Jahren ist er auch Inhaber einer Projektentwicklungsgesellschaft. Mit dieser entwickelte er große Einkaufszentren in ganz Deutschland. Dass er sich nun auf der größten Stadtbrache Pankows engagieren will, hat auch persönliche Gründe. Krieger wuchs nicht weit entfernt in Schlossparknähe auf.
Seinem Konzept gibt der Investor den Namen "Pankower Tor". Unmittelbar an der Granitz- und Berliner Straße soll ein Wohn- und Geschäftshaus entstehen, das einen neuen Platz einfassen wird. Nicht weit entfernt baut der Investor für den Bezirk eine Schule für 1200 Schüler. Daran wird sich ein Park mit etwa fünf Hektar anschließen. Bebauungsschwerpunkte auf dem Gelände sind aber ein Einkaufszentrum mit 30 000 Quadratmetern sowie ein Möbelhaus mit 40 000 Quadratmetern unweit von der Prenzlauer Promenade. Der Investor hat außerdem eine Kaufoption für das an Heinersdorf grenzende Gelände, nordöstlich der Prenzlauer Promenade. Dort steht der denkmalgeschützte Rundschuppen. Diesen möchte der Investor, wenn sich das Land beteiligt, restaurieren. Danach könnte das Gebäude zum Beispiel kulturell genutzt werden.
Neben diesen Bauprojekten plant Kurt Krieger, auf der Fläche 1370 Bäume zu pflanzen. Außerdem wird er in die Verkehrsinfrastruktur investieren. So soll die Zufahrt von der Prenzlauer Promenade neu gebaut werden. Auf der Granitzstraße entsteht ein Radweg, und auf dem Gelände wird eine Trasse für die Verlängerung der Straßenbahnlinie M 2 freigehalten.
In der Bezirkspolitik ist man froh, dass man einen kompetenten Investor als Partner hat. "Wir haben jetzt ein Jahr lang geredet. Viele Schwerpunkte, die wir als Bezirk sehen, sind in den Planungen berücksichtigt worden", erklärt Roland Schröder, Vorsitzender des BVV-Ausschusses für Stadtentwicklung. Strittigster Punkt in den Gesprächen war zweifellos die Frage: Braucht Pankow noch ein neues Einkaufzentrum? Die Mehrheit der Verordneten bejaht dies. Noch wird jeder vierte Euro von Pankowern beim Einkaufen in anderen Bezirken ausgegeben. Hinzu kommt, dass die Bevölkerungszahl in Pankow weiter wächst. Damit andere Einkaufszentren im Bezirk nicht gefährdet werden, einigte man sich mit dem Investor auf einen Kompromiss: Das neue Einkaufszentrum soll nicht am Bahnhof Pankow, sondern mehr zur Prenzlauer Promenade hin entstehen. Außerdem wird kleiner als ursprünglich geplant.
Mit Investor Krieger einigte sich der Bezirk außerdem darauf, dass alle Planungsschritte transparent ablaufen werden. "Ich möchte hier so bauen, dass auch die Nachbarn damit einverstanden sind", sagt Kurt Krieger. Deshalb will er von Anfang an alle Karten auf den Tisch legen. So eröffnet er am 27. Mai eine Infobox am S-Bahnhof. In dieser können Pankower sonnabends Einblick in den aktuellen Stand der Planungen nehmen und Fragen stellen. Die Öffnungszeiten werden demnächst unter www.pankower-tor.de bekannt gegeben. Auch hier gibt es alle Informationen zum Stand der Planungen.
Mit dem Beschluss der BVV, dass das Bezirksamt gemeinsam mit dem Investor die Entwicklung des Rangierbahnhofs vorantreiben soll, ist der erste Schritt in Richtung "Pankower Tor" getan. Krieger, der mit einer Investition von etwa 350 Millionen Euro rechnet, geht von einer Umsetzungszeit von mindestens zehn Jahren aus. BW