Alles eine Nummer kleiner
Berliner Zeitung, 15.01.2011
Der Höffner-Chef Kurt Krieger will ein großes Einkaufszentrum im Norden von Pankow bauen. Doch der Senat lehnt das ab
Stefan Strauss
Am Ende helfen Kurt Krieger nicht mal seine düsteren Zukunftsvisionen. Dass etwa die Menschen ihre Waren nur noch zu Hause im Internet bestellen oder ihr Geld in den großen Einkaufsmärkten im Umland ausgeben, auf der grünen Wiese statt in Berlin.
Dem Unternehmer Kurt Krieger gehören in Deutschland 16 Häuser seiner Möbelkette Höffner, drei davon in Berlin, ebenso der Möbeldiscounter Sconto und auch die Hälfte von Möbel-Kraft. Krieger hat große Grundstücke gekauft in Oberschöneweide und am ehemaligen Güterbahnhof Grunewald. Doch am wichtigsten ist dem 63-jährigen Unternehmer zurzeit das 40 Hektar Gelände des früheren Rangierbahnhofs Pankow. Dort will Krieger ein riesiges Einkaufszentrum und ein neues Möbelhaus bauen. Das Gelände des früheren Bahngeländes liegt verkehrstechnisch ideal zwischen der Autobahn an der Prenzlauer Promenade und dem U- und S-Bahnhof Pankow. Seit 14 Jahren ist das Areal eine Brache, seit zwei Jahren wirbt Krieger beim Senat und dem Bezirk für seine Pläne auf dem Gelände. "Das ist eine große Chance für den Bezirk und Berlin", sagt er.
In drei Bereiche hat Krieger das Gelände eingeteilt. Am U- und S-Bahnhof Pankow an der Berliner Straße soll ein großer Stadtplatz entstehen, mit Wohnhäusern, Büros, einer Bibliothek und einer Schule mit Turnhalle, Platz wäre dort für 1200 Kinder. Im mittleren Teil würde Krieger einen Park einrichten, thematisch gestaltet nach den 13 Pankower Ortsteilen, eine Freilichtbühne und ein Sportplatz gehören dazu. Im östlichen Bereich soll es großflächigen Einzelhandel geben, ein Einkaufs- und Gewerbezentrum mit 40000 Quadratmetern Verkaufsfläche. Das ist etwas größer als der Kaufhof am Alexanderplatz. Bekleidung, Schuhe, Lederwaren könnten dort verkauft werden. Auch ein Gartencenter und einen Baumarkt will er errichten und ein Möbelhaus mit Parkplätzen für Hunderte Autos. Bis zu einer Million Kunden, vor allem aus dem nördlichen Teil Brandenburgs, könnten jährlich kommen und Millionenumsätze garantieren.
Doch im Senat stößt Krieger mit seinen Plänen auf Widerspruch. Damit ein neues Einkaufszentrum in dieser Größenordnung genehmigt wird, müsste es schon "ganz gewichtige Gründe geben", sagt Thorsten Tonndorf von der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung. Die Senatsstrategie sieht vor, bestehende Einkaufszentren weiterzuentwickeln, aber keine neuen entstehen zu lassen. Das führe zu einer "Kannibalisierung der Standorte". Ein Möbelhaus könne Krieger bauen, aber kein Shoppingzentrum. Der Hauptgeschäftsführer des Einzelhandelsverbandes Berlin-Brandenburg, Nils Busch-Petersen, hat für die bestehenden Läden und Zentren in Pankow hingegen keine Bedenken. "Im nördlichen Bereich wird es weitere Entwicklungen geben. Und ein Modell auf der grünen Wiese wollen wir nicht." Kurt Krieger muss nun weiterverhandeln, so wie in den vergangenen Jahren.